Pressestimmen

MUH-Porträt von Ulrike Zöller, MUH 52 - Frühling 2024

MUH-Porträt von Ulrike Zöller

Nora Gomringer, Jazz Podium 6-7 | 2023

Jazz Podium 6-7 | 2023

Jazz Podium 6-7 | 2023

Kritik Oliver Hochkeppel, Süddeutsche Zeitung

SZ vom 03.01.2023

SZ_2023-01

Christoph Wagner - Zu Ois ned glong Eine Landjugend, in FOLKER 2023

 

Christoph Wagner in FOLKER - 2023

Dr. Hans Würdiger, Passauer Neue Presse 09/2023

Kritik_von_Hans Würdiger

Josef Wittmann für Literatur in Bayern 1/2023

Literatur in Bayern, 18. Jahrgang, Heft 151, März 2023

Artikel aus

Artikel aus „Literatur in Bayern, Nr. 151“

freiStil Magazin für Musik und Umgebung, Wien, September/Oktober 2022

ERWIN REHLING

ois ned glong – eine landjugend

CD+Buch) Mandelbaum

Ois ned glong, behauptet Erwin Rehling im zweiten sogenannten Klangbuch im Mandelbaum Verlag. Nach Neues von Früher (damals noch musikalisch gemeinsam mit Pit Holzapfel) erzählt er nichts als die Wahrheit wieder in Mundart des Weißwurst- und Weißbierkontinents, konkret aus Rieden bei Wasserburg am Inn. Hinter-, Vorder- und Abgründiges kennzeichnet abwechselnd Rehlings Kürzestgeschichten seiner Jugend im Bayern der 60er und 70er Jahre; nur Aufgründiges fehlt, aber das gibt’s ja nicht. Eine Landjugend im Rückblick, seit Jahren unermüdlich aufgeschrieben von einem Chronisten (und begnadeten Witzeerzähler) der freischärlerischen Façon. Es geht darin um den Wirten, um den Opa und die Oma, um Nachbarn, Freunde und Verwandte, um Tiere, Fußball und fesche Frauen, um Kinderzipferl, Flatulenzen und um einiges mehr. Einige der eigensinnigen Texte der CD finden sich im Buch, dekoriert mit feinen Illustrationen von Linda Wolfsgruber. Dazwischen geht Erwin Rehling – wie auch schon in den Bands Die Interpreten und Hammerling – seinem Hauptberuf als Perkussionist nach, oft zart, manchmal melodisch, selten laut, so gut wie immer originell. Neuerdings singt er sogar. So ist Ois ned glong ein kostbares Dokument aus der anarchistischen bayerischen Linken, sagen wir in fußläufig erreichbarer Nachbarschaft zum jungen, in Augsburg aufgewachsenen Brecht. Wie passend, dass das Klangbuch ein als Genossenschaft organisierter Verlag zur Welt bringt. (felix)

Passauer Neue Presse, Oktober 2022, Stephan Kowarik

Zwiefach, Oktober 2022, Christoph Wagner

Muh Herbst 2022, Ulrike Zöller

OVB - Wolfgang Janeczka, 31.07.2022

„Ois ned glong“

Erwin Rehling stellt im Ameranger Bauernhausmuseum sein Hörbuchprojekt vor

In Erinnerungen an die Kindheit und Jugend schwelgen kann man auf unterschiedliche Weise: in Gesprächen mit Freunden, in literarischen Biografien oder in Tagebüchern. Der Soyener Erwin Rehling macht das auf seine spezielle und unterhaltsame Weise.

Amerang – „Ois ned glong“ – alles nicht gelogen, heißt das neue Programm von Perkussionist, Autor und Künstler Erwin Rehling, das er auch in einem Hörbuch festgehalten hat.

Für den Bayerischen Rundfunk war es das Hörbuch der Woche, im Bauernhausmuseum Amerang des Bezirks Oberbayern begeisterte Rehling mit seinem Live-Auftritt das Publikum.

Witzig und eindrucksvoll präsentierte Erinnerungen aus Oberbayern

Seine Erinnerungen an die Kindheit zwischen grünen Wiesen und dem Inn bei Wasserburg verpackt Rehling in kurze Anekdoten, untermalt von Glockenspiel, Xylofon, dem Schlagzeug, oder rollenden Steinen, immer im Dialekt. Sehr individuell und einzigartig.

Den pointierten Texten muss man genau zuhören, doch trotz der Kürze schafft es Rehling, Bilder in den Köpfen seiner Zuhörenden entstehen zu lassen, wie bei der Geschichte aus der Schulzeit: Bei schönem Wetter landen nur die Schulranzen im Klassenzimmer. Die Buben und Mädchen dürfen mit der Lehrerin an die Innleitn zum Singen, Rechnen oder Bestimmen von Pflanzen. Bei schlechtem Wetter saß die Lehrerin am Tisch vor dem „Doktorbuam“. Rehling erinnert sich, wie er als Schüler die Beine der Dame bewunderte. Manche Geschichten wirken wie poetische Gedichte, wie die Erzählung über die Droge LSD, die damals auch in Wasserburg präsent war. Da erleben die Jugendlichen, dass der Mathelehrer plötzlich in den Himmel abhebt – glong oder echt wahr?

Rehling ist mit Leib und Seele in seinen Erinnerungen versunken. Er bewegt sich im Rhythmus seiner Musik, um dann seine nächste wahrhaftige Geschichte zu erzählen, die das Publikum oft zum Schmunzeln bringt. Wenn Rehling vom Nachbarbuam erzählt, der den ganzen Herbst über im Garten gräbt. Man sieht den Buben vor sich, wie er schwitzend schaufelt, am Ende bis zu den Schultern im Loch steht. Warum? Weil er einen Stollen zu Rehlings Oma graben wollte, die solche Leckereien im Garten hat.

Bekannt wurde der Perkussionist mit der Anarcho-Volksmusik-Band „Die Interpreten“ und dem Duo „Hammerling“. Mittlerweile ist der Tausendsassa aus der Kulturszene in Oberbayern nicht mehr wegzudenken.

Das begeisterte Publikum in der Museumsgaststätte war sich einig: Die Kritiker haben mit ihrem überschwänglichen Lob recht. re/MN

 

Die Gaststätte im Bauernhausmuseum Amerang war bis auf den letzten Platz besetzt.
© Archiv BHM Amerang

Zu Holzapfel und Rehling
Neues von Früher  Dorfgeschichten und widerspenstige Musik

Wasserburger Zeitung, 02.11.2024

freiStil Mai/Juni 2019 - freistil.klingt.org

HOLZAPFEL UND REHLING

neues von früher – dorfgeschichten und widerspenstige musik

mandelbaum klangbuch / mandelbaum.at
Erwin Rehling (dr, perc, erzähler), Pit Holzapfel (tb, g, tuba, koto, e, voc); Gast: Martin Finsterlin (b)

Der Perkussionist Erwin Rehling, der mit Drums, Marimba, Schellenbaum, Kuhglocken, Gläsern und Steinen zu hantieren weiß, hat das früher bei Hammerling (mit Fritz Moßhammer) unter Beweis gestellt und ganz früher bei Die Interpreten, daneben aber auch mit Sebi Tramontana, für Film & Theater, als Begleiter von lesenden Dichtern (z.B. Bodo Hell), Schauspielern (Udo Wachtveitl, Gerd Anthoff), und Kabarettisten (Ringsgwandl). Mit einem Wort: mit den widerspenstigen, sturschädeligen, sich nicht bevormunden lassenden Bayern. Einige Jahre lang schon hatte Rehling etliche Kürzestgeschichten und Anekdoten über das Dorf seiner Kindheit gesammelt – bis er sich dazu entschlossen hat, sie in geeigneter Form zu veröffentlichen. 21 Stück dessen, was man im wissenschaftlichen Kontext – der ja auch hier hineinspielt – oral history nennt, erzählt Rehling in diesem Klangbuch im renommierten Wiener mandelbaum-Verlag. Eine davon geht so: „Wenn wir um die Mittagszeit nicht recht wussten, was wir tun sollten, dann sind wir zum Giglmaier hinüber gegangen und haben von außen zugeschaut, wie der alte Giglmaier sein Mittagessen ganz alleine am Fensterbrett gegessen hat. Alle andern saßen um den Tisch herum. Der alte Giglmaier aber hat sich sein Leben lang geweigert, mit seinem Schwiegersohn an einem Tisch zu sitzen …“. Dazwischen musiziert er mit seinem langjährigen musikalischen Weggefährten Peter alias Pit Holzapfel in den nicht etikettierbaren Disziplinen Improvisiertes Volkslied und Komponierte Bayerische Countrymusik. Also Weltmusik im besten, entwurzelten Sinn mit Regionshintergrund. Eine Transdisziplin mit hohem Vergnügungsfaktor, komisch und abgründig zugleich, rustikal und parabelhaft im Brecht’schen Sinn. Noch eine Empfehlung! (felix)

Süddeutsche Zeitung vom 11.02.2019 - Skurrile Dorfgeschichten

Passauer Neue Presse vom 20. Oktober 2018

PNP Alt - Neuöttinger Anzeiger

Frank Volk, in Landsberger Tagblatt – Augsburger Allgemeine vom 28.02.2023

Landsberger Kleinkunstbühne präsentiert Rehling & Holzapfel

Pit Holzapfel am Schlauchinstrument ohne Namen: Erwin Rehling ist dabei Erzähler der Dorfgeschichten. © Volk

Landsberg – Schräg-liebenswürdige Dorfgeschichten verpackt in avantgardistische Musik: Was Erwin Rehling und Pit Holzapfel mit „Neues von Früher“ im Stadttheater-Foyer präsentieren, entpuppt sich als große Kleinkunst.

Schauplatz der ‚Dorfgeschichten‘: der Ort Soyen, in dem Rehling aufwuchs. Die Geschichten: Schlaglichter – oft nur ein paar Sätze –, die Rehlings Kindheit erhellen: eine Dorfjugend in Bayern, voller Humor und Tragik; die Sprache: kraftvoll, aber mit Platz für sensible Töne. Als Prolog bringt Rehling eine Litanei von Namen, die in seine Geschichten eingehen: „D´Mare“, die Schnitzel brutzelt und den siechenden Mann in die Küche schleift, weil sie nicht aufhören kann mit kochen, nur weil „dr Mo stirbt“; oder der Postboten mit Eisenring statt linkem Unterarm. Und die Viecher, mindestens gleichberechtigt – auch wenn der Bolzenschussapparat droht, wie Rehling ins Publikum johlt: „Helft´s mer, der Wasti derschlogt die Berti“

Es ist fast still im gut besuchten Foyer. Staunen oder Kampf mit dem Dialekt? Mancher scheint nicht sicher zu sein, mit welcher Form des Wahnsinns er da konfrontiert wird.

Das Staunen wächst bei der Musik. Rehling und Posaunist Holzapfel sprengen das Genre ‚neue Volksmusik‘. „Widerspenstige Musik“ war angekündigt. Zurecht: Musik, bisweilen radikal gegen die Melodie, vom Posaunen-Jodler zum Free Jazz nebst kraftvollem Percussion-Solo, wo kurz zuvor Rehling das Xylophon streichelt.

Dabei kommt Wunderliches zum Einsatz: Backblechkoto, eine Spieluhr, die „die Internationale“ eiert und Holzapfels Posaune, mit einem Gartenschlauch verlängert, an dessen Ende ein Horn thront – für waschechten Alphorn-Sound plus Echo. Holzapfel bedient auch eine Schlauch-Konstruktion, die den Sound einer Elektro-Orgel erweitert. „Wir haben halt Freude am Außergewöhnlichen“, sagt Rehling. Was auch das Publikum mit langem Applaus belohnt.
Frank Volk, in   Landsberger Tagblatt – Augsburger Allgemeine   vom 28.02.2023

Weitere Projekte

Kultur in der Region, 15./16.. Juni 2024
Bodo Hell und Erwin Rehling
Wasserburger Zeitung, Di. 27. Juni 2023
Wasserburger Zeitung, Di. 27. Juni 2023

Wasserburger Zeitung, Di. 27. Juni 2023

Nürnberger „Lesetheater auf hohem Niveau“

Passauer Neue Presse „Feine Erzählungen mit Zwischentönen“

Passauer Neue Presse, 10.12.2018

Feine Erzählungen mit Zwischentönen

Kirsten Benekam

Gerd Anthoff las im k1-Studio heiter-besinnliche Geschichten zur Winter- und Weihnachtszeit

Meisterhaft erzählen kann Schauspieler Gerd Anthoff, davon konnten sich die Gäste im k1 überzeugen. −Foto: kb

Traunreut. „Geschichten zur Winterzeit“ hieß das Programm, mit dem Schauspieler Gerd Ant-hoff zusammen mit dem Perkussionisten Erwin Rehling die Gäste im gut besuchten k1-Studio erfreute. Während, im meteorologischen Sinn, am zweiten Adventswochenende mit heftigem Sturm die Zeichen eher auf Spätherbst deuteten, schaffte das Duo Ant-hoff und Rehling mit ausgewählter Literatur zur Winter- und Weihnachtszeit den Sprung in die vierte Jahreszeit. Anthoff ist, wie sich zeigte, nicht nur ein großartiger Schauspieler, er kann auch hervorragend vorlesen! Wenn in einer Lesung vor dem inneren Auge Filme ablaufen, Bilder entstehen, das Kopfkino Achterbahn fährt oder die gehörten Geschichten für einen Moment ins Reale, ins Hier und Jetzt, einbrechen, dann ist das erreicht, was eine gute Lesung ausmacht. Kinder tun sich da noch leicht. Mit seiner Lesekunst schaffte Anthoff es, im k1-Publikum jenes fast vergessene, süße Gefühl aus Kindertagen wieder aufleben zu lassen, wobei die immer passenden, die Stimmungen der Texte untermalenden musikalischen Zwischentöne auf Schlagzeug, Kuhglocken, Steinspiel, Marimba und Schellenbaum von Erwin Rehling einen sicherlich beachtlichen Teil dazu beitrugen.

Die vorgetragenen Geschichten haben berühmte literarische Mütter und Väter und entsprangen der Zeit von Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Neuzeit. In „Der Malzzucker“ von Oskar Maria Graf geht es um die Zeit, in der drei Generationen noch unter einem Dach lebten und in der das Sterben ebenso Teil des gemeinsamen Lebens war, wie das Spielen in der Stube. Der Tod der Großmutter hieß für die Kinder zunächst einmal „freie Bahn“ auf deren Malzzuckervorräte – die „süße“ Verlockung nach den zu „ererbenden“ Kostbarkeiten war wohl doch größer als Sorge und Trauer.

Die Erzählung „Als ich den Weihnachtsmann zum ersten Mal sah“ von Hans Bergel ist aus der Sicht eines dreijährigen Jägersohns erzählt, der bei einem winterlichen Ausflug mit dem Vater von einem Bären überrascht wurde. Für den Bären, den das Kind offenbar für den Weihnachtsmann gehalten hat, nahm die Geschichte deshalb ein gutes Ende, weil der Bub ihn durch begeisterte Begrüßungsrufe warnte und er so der tödlichen Kugel entkommen konnte.

Wie übel winterlicher Holzdiebstahl enden kann, erfuhren die aufmerksamen Zuhörer in Siegfried Lenz‘ „Denkzettel“: Ein mit Schwarzpulver präpariertes Holzscheit im Ofen des Diebes verpasste dem Langfinger einen explosiven Denkzettel mit durchschlagender Wirkung. Um ein seltsames Volk ging es in einer Geschichte von Alf Proysen. Die Menschen dieses Volkes haben nämlich alle eine seltsame Gemeinsamkeit: Sie vergessen alles gemeinsam. Auch, wenn Weihnachten ist, fällt das diesem Völkchen frühestens am Heiligen Abend ein. Vorbereitungen fürs Fest müssen folglich innerhalb von 24 Stunden vonstatten gehen.

Einen echten Winterklassiker von Erich Kästner hielt Anthoff ganz zum Schluss für seine Zuhörer bereit: „Maskenball im Hochgebirge“. Wenn sich schon der Winter nicht so recht heraustrauen möchte, so schaffte doch dieser Abend mit seinen wunderschönen Geschichten ein wenig Winterzauber. Vielleicht mag sich der ein oder andere auf das besinnen, was früher an den langen und dunklen Winterabenden so tröstlich war: Lesen, Geschichten erzählen oder Musizieren. Der kräftige Schlussapplaus im k1-Studio ließ jedenfalls vermuten, dass Anthoffs gelesene Wintergeschichten und seine Art sie sprachlich auszugestalten, alles andere als „von gestern“ waren.

Süddeutsche Zeitung
15-konzert-2006-sueddeutsche
Münchner Merkur, OVB "Wasserburger Land"

Stuttgarter Zeitung
Trostberger Tagblatt

Musik, die den Alltag aufbohrt. Grandios Weltumspannendes vom Duo HAMMERLING und vom Dichter Paulmichl im k1 in Traunreut—Von Afrika über Balkan bis Südamerika

Von Andreas Falkinger

Traunreut. Ja, was ist denn das? Alphorn, Kuhglocken, Maultrommel–wenn das Instrumentarium auf der Bühne die Erwartung weckt, man bekäme jetzt gleich alpenländische Klänge zu hören, dann kann man die getrost gleich wieder einsalzen. Wenn’s im Konzert von HAMMERLING im k1-Studio tatsächlich um Heimat gehen sollte, dann fassen die Musiker Erwin Rehling und Fritz Moßhammer den Heimatbegriff sehr, sehr weit.

Nein, in die Irre führen HAMMERLING niemanden. Die anderen Instrumente, die sie auffahren, haben mit Alpinmusik wenig zu tun: Schlagzeug, Steinspiel, Marimba, Flügelhorn und Fujara zeigen schon eher, wo’s langgeht. Ein weltmusikalisches Instrumentarium also. Weltmusik. Machen Rehling und Moßhammer Weltmusik? Wenn man darunter diese ethnisch-esoterisch verschwurbelte Chimäre aus Bach trifft afrikanische Rhythmen, aus Mozart trifft kubanische Musik, diese verklassikpopte Folklore versteht, dann gewiss nicht. Wenn HAMMERLING Weltmusik machen, dann–aus ihrer Welt.

Zahllose Klangfarben
Diese HAMMERLING-Welt ist bunt, hat zahllose Klangfarben. Volksmusik, mongolischer Obertongesang, Jazzelemente, Tango, Walzer, Polka, Afrika, Balkan, Südamerika. Spielt alles rein. Dennoch ergibt das keinen Mischmasch aus kaum vereinbaren Stilen. So wie es den ersten Jazzern gelungen ist, verschiedene Einflüsse und Stile zu verschmelzen, so schaffen das HAMMERLING mit ihrer Musik. Weltjazzmusik. Ein solches Etikett brauchen die beiden gar nicht. Schubladen sind für Theoretiker. Rehling und Moßhammer sind Praktiker, und was für welche. Gut, man sollte erwarten dürfen, dass derjenige, der sich auf eine Bühne stellt, sein Instrument beherrscht. HAMMERLINGs Könner- oder Meisterschaft muss also nicht überraschen. Aber wie sie die Instrumente spielen! Im Sinne der Erfinder mag das nicht sein–doch im Sinne der Zuhörer.

Moßhammer treibt das Maultrommel-Prinzip auf die Spitze: Wenn schon alle auf dem Ding erzeugbaren Obertöne auf dem Grundton basieren, dann kann man sich auch gleich auf diesen Grundton einschwingen und die Maultrommel als Rhythmusinstrument nutzen. Wobei am eigentlichen Rhythmusinstrument, am Schlagzeug, Kollege Rehling sitzt. Der allerdings schert sich wenig um die dem Schlagwerk zugeschriebenen Aufgaben: Er ist erst mal solistisch unterwegs, experimentiert mit den Klängen der Felle und Becken. Aus den Sounds wird langsam ein Muster, aus Maultrommel-Rhythmus gegen Schlagzeug-Rhythmus wird eine Einheit verschachtelt, geschichtet, verwoben. Die Maultrommel gibt dem Ganzen etwas Mantrisch-Mystisches. Das verstärkt Moßhammer noch, indem er simultan an der Maultrommel vorbeisingt. Der Zuhörer erlebt gespannt bis zur Atemlosigkeit mit, wie sich die Musik entwickelt. Berieseln lassen gibt’s nicht, die oben auf der Bühne erarbeiten das Stück, die unten arbeiten beim Hören mit.

Und wenn sich der Zuhörer dann in den archaischen Klang, ins HAMMERLING-Mantra hineingefühlt hat–legt Moßhammer die Maultrommel weg, schnappt sich das Alphorn und bläst darauf ein Jazzposaunensolo, das sich gewaschen hat. Aber vom Allerfeinsten. Kaum glaubt man zu verstehen, wie HAMMERLING ticken, machen die beiden etwas völlig anderes. Nur der Langeweile keinen Schwung lassen.

Ja, Rehling und Moßhammer arbeiten, sie halten fast permanent Blickkontakt, gehen in den allerkleinsten Nuancen aufeinander ein, spielen sich die Bälle traumwandlerisch sicher zu. Hoch konzentriert und hellwach, die Antennen permanent auf Empfang gestellt, gehen sie zu Werke. Das ist Arbeit, aber Plackerei ist’s offenbar keine. Weil’s trotz aller Komplexität geradlinig und echt bleibt. Außerdem haben die beiden Spaß auf der Bühne. Spricht nicht für Plackerei. Der Spaß überträgt sich unmittelbar aufs Publikum.

Horizont erweitern
Zwischen den Stücken liest Rehling Gedichte des Südtiroler Autors und Malers Georg Paulmichl. Der ist als geistig behindert abgestempelt. „Ich bin nicht behindert, ich kann lesen“, sagt Paulmichl. Und er kann schreiben. Seine Gedichte setzen sich aus geistreichen Aphorismen zusammen; er verknüpft Assoziation mit Assoziation. Seine Zeilen sind so überraschend wie klar und direkt. Und oft gipfeln Gedichte in knochentrockenen Pointen. Keine Witze, keine Brüller, nichts, worüber man sich lustig macht, meist entlarvend.

Paulmichls Gedichte und HAMMERLINGs Musik haben viel gemein: beide sind eindeutig strukturiert, klar, verwoben, selbstreflexiv, komplex, stimmig in ihrer Welt. Der Autor nimmt Begrifflichkeiten, hört in sie hinein, zerklaubt Wörter, lädt ihren Sinn mit abweichenden Bedeutungen ihrer Wortbestandteile auf, erfindet Begriffe, überrascht. Nicht viel anders machen es Rehling und Moßhammer: Auch sie zerlegen, analysieren, gehen den Klängen auf den Grund und bauen neu auf. HAMMERLING und Paulmichl–das passt zusammen. Alle drei Künstler arbeiten beständig daran, den Horizont zu erweitern, den Alltag aufzubohren. Grandios weltumspannend.

Nürnberger Nachrichten

WELTUMSPANNEND ALPENL\C4NDISCH
Das Duo Hammerling führte die Zuhörer im Kulturforum auf ungewohnte Klangpfade

Den eigenen Kulturraum erschließen und mit der Musik in die weite Welt hinaustragen – viele Künstler versuchen das. Wenigen gelingt das aber auf so ungewöhnlich kreative Weise wie dem Duo Hammerling. Die Österreicher Fritz Moßhammer und Erwin Rehling, die im Kulturforum auftraten, verwirrten mit originellen Stücken fränkische Ohren.

Spielt der Schlagzeuger im Takt? Wissen die beiden Herren auf der Bühne eigentlich, dass sie als Duo auftreten sollen? Während Erwin Rehling munter seinen Rhythmus hält, laufen die seltsamen Töne der Mundtrommel, die Fritz Moßhammer zwischen seine Lippen gepresst hat, dem Schlagzeug zuwider. Nur langsam gewöhnen sich Dudelradio-gewohnte Zuhörer an die unkonventionellen Klänge aus noch unkonventionelleren Instrumenten. Zur Ruhe kommen die Gedanken nicht. Vielmehr versucht der Geist automatisch, Melodien zu erkennen und sie in bekannte Schubladen einzuordnen. Ohne Erfolg.

Wenn man die Augen schließt, passt diese Mundtrommel in eine Dokumentation über fremde Kulturen Afrikas oder Ozeaniens, Ureinwohner, die um ein Feuer tanzen, kommen einem in den Sinn. Dann dröhnt das Schlagzeug dazwischen. Die Dynamik der Musik verändert das Duo im Gleichschritt.

Schwarzes Alphorn
Dann wechselt Moßhammer das Instrument. Eben noch Mundtrommel, jetzt schwarzes Alphorn. Als wäre es das Saxofon eines Jazzers, spielt der Salzburger das traditionelle Spielgerät seiner Heimat. Mit volkstümlichem Stadt-Megakitsch und Menschen in Lederhosen hat das wenig zu tun.

2002 gegründet, trat Hammerling bereits zwei Jahre später erstmals im Kulturforum aut Seitdem kam das Duo innner wieder und brachte neue Ideen mit. Zwischen den Stücken entsteht eine fast schon intime Nähe zwischen Musikern und Zuhörern. Nach dem „Techtelmechtel von Odysseus und Kalypso“ folgt dann tatsächlich eine „Reise durch die Bergwelt“, wie Moßhammer ankündigt. Nun wechselt er von der Taschentrompete zur Muschel, später kommt noch ein imposantes Glockenspiel ins Spiel, Rehling schlägt ein selbst gebasteltes Xylophon an. Aus der Muschel, die bei unsereinem immer nur Meeresrauschen kann, ertönen sagenhafte Melodien.

Die Bühne: ein Sammelsurium kurioser Klangerzeuger. Hammerling bedient sich kräftig bei europäischer und afrikanischer Traditionsmusik, gepaart mit zeitgenössischem Improjazz. Hier sind Vollblutmusiker am Werk, die sich und ihre Stücke nicht zu ernst nehmen. Einfach sympathisch.

KATHARINA TONTSCH

Jazzthetik – Magazin für Jazz und Anderes
Diese „Hommage an die verlorenen Sprachen“ macht erst mal sprachlos. Dabei lassen Provenienz und Besetzung des Trios die.hammerling zunächst von einem wie auch immer gearteten Umgang mit alpenländischer Volksmusik ausgehen. Aber Fritz Moßhammer, der Alphorn- und Maultrommelspieler sowie Trompeter, der übrigens in einem Wirtshaus aufwuchs, will nach eigenem Bekunden bei dieser Hommage möglichst weit „über den Berg hinüberblasen.“ Die Instrumentierungen und Arrangements verleugnen ihre Heimatnähe nicht—und das ist gut so. Und schon wird es sinnlich, dass es weh tut: Es klagt und jubiliert Fritz Moßhammers Trompete, wie sie ein Sehnsuchtsmotiv ausruft, später immer wieder verdichtend und kommentierend eingreift und dafür zuweilen auch den eigenen Vewandten, der Taschentrompete oder dem Flügelhorn Platz macht.

Dann ist da die leidenschaftliche Straßenmusikerin Michaela Dietl, die ihr Akkordeon aus tiefstem Herzen spielt, so dass genug heißer Atem durch all diese hier vorhandenen Mitternachtstangos, Balladen und Slow-Waltz-Arrangements strömt. Dass sie damit auch schon einem Fred Frith auf Augenhöhe zur Seite stand—das nimmt man ihr ohne Weiteres ab!

Erwin Rehling trommelt viele Rhythmen so leichtfüßig, dass es umso eindringlicher treibt und groovt—und er gibt durch viele Klangerzeuger aus Metall, Holz und Stein dieser mystischen Alpen-Band ihre ganze Naturmagie zurück. So wird die Aura einer simplen Archaik zum bezwingenden Treibmittel, so setzt eine dezidiert ausgeforschte, dabei verblüffend einfach aufs Wesentliche konzentrierte Klanglichkeit schier grenzenloser emotionaler Tiefenwirkung frei. Imaginär in ferne Weiten schweifen lassen ostasiatisch modulierende Maultrommel-Klänge, ebenso wie pentatonische Tonfolgen ans ferne „Surinam“ (wie eines der Stücke heißt) denken lassen. Michaela Dietls Stimme kommt nur – auch das steht für die kluge Ökonomie dieser Produktion – für ausgesuchte Parts ins Spiel. Dunkel ist ihr Timbre, und sie weiß schamaninnenhaft in Trance zu versetzen. Und lange hat man Bluesfeeling nicht mehr so stylish von jedem Klischee entkoppelt erlebt wie in den Stücken „Stimmen des Mondes“ oder „Blue Bird“.

Jetzt nur nicht alles zerreden. Hören und eintauchen. Sich fallen lassen. Süchtig werden. Aber das Trio musizierte auch schon, um von so etwas heilen zu helfen. lhre lyrische Klangwelt untermalt den Dokumentarfilm „\DCber den Berg“, der von einer therapeutischen Alpenüberquerung junger Drogenabhängiger erzählt und wo die Musik die Innenwelt dieser jungen Menschen nachzeichnet.

Stefan Pieper

Main Post
17-konzert-2005-mainpost
Augsburger Allgemeine
18-konzert-2006-augsburgerallgemeine
Salzburger Nachrichten
Mutig auf der Suche nach fremder Nähe
SN-Bericht über „Hommage an die verlorenen Sprachen“

Steine klopfen. Maultrommel surren lassen. Schellenbaum rütteln. Mit solchen Sachen beschäftigen sich der Bayer Erwin Rehling und der Salzburger Fritz Moßhammer. Daraus entstehen seit 2002 wagemutige Klänge, in der Alphörner oder Flügelhorn die Ferne beschwören und allerlei Schlagwerk die Bodenhaftung herstellt. Seit 2006 lässt Michaela Dietl ihre Ziehharmonika dazu atmen.

Nun ist auf Album zu hören, woran die drei unter dem Namen die.hammerling feilen. „Hommage an die verlorenen Sprachen“ heißt das Album.

Das Zusammenspiel erzeugt dichte Atmosphäre. Es tauchen Stimmungen auf, die mit dem ersten Ton aufwühlen und solche, die bedächtig mäandern, sich heimlich anschleichen. Daraus entwickeln sich 15 Einheiten, die eher Mini-Symphonien als Lieder genannt werden müssen. Viele klingen, wie sie heißen: „Umseck“, „Vadraht“ oder „Call Ypso“. Es hört sich immer an, als tauchten fremde Welten auf. Doch schnell lässt sich erkennen, dass man akribischer und mutiger Erforschung des Gutbekannten folgt. Nur ist das Gutbekannte fein getarnt und raffiniert verschoben. die.hammerling nutzen die formale Freiheit des Jazz. Sie gehen unbekümmert und radikal mit Traditionen zwischen Tango und Landler um. Wo Sprache auftaucht, wird sie konsequent zum Instrument. In einer Welt, die Traditionen gern verkitscht, schlagen die.hammerling eine andere Richtung ein: Sie schufen dank des Willens zu Erneuerung und Eigenständigkeit eines der aufregendsten Alben des Jahres.

Moßhammer, der in Puch bei Salzburg lebt, bewegt sich seit Jahren durch solche Klangräume. Einerseits tut er es mit diversen Blasinstrumenten. Andererseits tut er es ganz wörtlich, spielt Konzerte an außergewöhlichen Orten, begleitet mit seiner Musik Theaterproduktionen oder Filmprojekte im alpinen Raum. Einziges Prinzip: „Jedes Stück ist eine \DCberraschung. Es treibt mich der Reiz, etwas Neues zu entdecken, in dem, was ich tue“, sagt er im SN-Gespräch.

Schon länger war für heuer ein neuer Tonträger geplant. Wie der schließlich zustande kam, war dennoch „ein Glücksfall, eine Sache, von der ich nicht dachte, dass sie mir einmal passieren könnte“, sagt der 56-jährige Moßhammer. Das Album musste nämlich nicht selbstausbeuterisch in Eigenregie aufgenommen werden. Es wurde vom neuen Label Jawo produziert.

„Bei die.hammerling geht ein enormes künstlerisches Querdenken mit einer gewaltigen Portion Bühnenerfahrung einher. Dazu kommen die unerschöpflichen Ideen und nicht zuletzt auch die geradezu ,abenteuerliche‘ Instrumentierung des Ensembles“, sagt Jawo-Gründer Gerold Merkle den SN. Seit Jahren ist Merkle, daheim in Immenstadt im Allgäu, in der Branche als Konzertveranstalter tätig. Mit dem neuen Label will er innovative Musik veröffentlichen, die „vornehmlich in Liveatmosphäre“ aufgenommen wird. So machten es auch die.hammerling.

In drei Tagen wurde das Album eingespielt. Dabei entstanden auch ganz neue Nummern. Zu hören sind keine Zusammenschnitte, sondern die besten Takes der Studio-Session. „Die Künstler sollen sich ohne Vorgaben die Seele aus dem Leib spielen können“, sagt Merkle.

Die Musik von die.hammerling klingt in jedem seufzenden Ton, in jeder stimmigen Aufhellung wie ein Angriff auf sture und deshalb dumme Bewahrungsmentalität. Es wird aber nicht zugeschlagen oder zertrümmert. Stattdessen komponieren Dietl, Moßhammer und Rehling raffiniert an der Fadesse der Wiederholung vorbei und zielsicher hinein in eine neue Welt. Alles, leises Hauchen oder wildes Hämmern, klingt nach Aufbruch, auch wenn die Klänge tief in Traditionen wurzeln.

Bernhard Flieher, Salzburger Nachrichten, 13. 12. 2010

Passauer Neue Presse

Auf dem Thron

die.hammerling geben ihre „Hommage an die verlorenen Sprachen“ in Passau

Mit dem Folklorejazz ihrer „Hommage an die verlorenen Sprachen“ hat am Freitag das Trio „die.hammerling“ das Passauer Caf\E9 Museum erfüllt. Das bayerisch-österreichische Trio heißt die.hammerling, seit die Landshuterin Michaela Dietl (Gesang, Akkordeon, Melodica) vor fünf Jahren auf Fritz Moßhammer (Gesang, Alphorn, Flügelhorn, Maultrommel, Trompete) und Erwin Rehling (Glocken, Marimbaphon, Schlagzeug) traf, seither deren 2002 gegründetes Duo erweitert.

Die Dietl ist Zentrum, Stimme und Stimmung des Trios und seinem eigenwilligen Mix aus Volksmusik, Dada, Tango, Jazz und Folk. Die einstige Straßenmusikantin scheint jene Unbekümmertheit der Solistin unter freiem Himmel nie verloren zu haben, ob sie, verwachsen mit ihrer Quetsch’n, bairische G’stanzl herbetet, die sinnliche Cabarett-Diseuse gibt, lautmalerisch im Duett mit Trompeten- oder Glockenklängen tiriliert, eindringlich von wahren Begebenheiten erzählt oder ihre Spielfreude mit Juchzern und Gelächter untermalt. Kongenial und sensibel fügen der souveräne Trompeter/Alphornist und der fantasievolle Percussionist sich, bändigen den Vulkan, aber nur so viel, dass er nicht ausbricht.

Diese Kunst des so spannenden wie in weiten Teilen lyrischen Miteinanders beherrschen alle drei so gut, dass sie bereits Filmmusik gemacht haben zum Dokumentarstreifen „\DCber den Berg“ (Therapie in den Alpen für junge Drogenkranke). Und „Drüber“ heißt auch eines dieser intensiven Stücke, das Rehling mit neun Glocken und dem Gebimmel einer Alm-Kuhherde einläutet. „Weil, wenn du in den Bergen lebst, musst du immer erst hinauf, um mit deiner Botschaft drüber zu kommen.“ Das haben die.hammerling längst geschafft: Sie thronen.

Christine Pierach

Kieler Nachrichten

Liebestolle Kühe im Pflanzenmeer

Das Trio die.hammerling flirrte in Steinfurt zwischen Vielfalt und Vertrautheit

Selten wohl passen Veranstaltung und Ambiente so gut zusammen wie beim Konzert des eigentlich unglaublichen Trios die.hammerling am letzten (Sommer-) Wochenende auf der malerischen Kleinen Bühne „Mutabilis“ in der Gärtnerei Gudrun Rix in Steinfurt bei Mielkendorf. Die Vielfalt, Fremdheit und Vertrautheit, Schönheit und Schroffheit, Harmonie und Asymmetrie der einzelnen Gewächse in diesem Pflanzenmeer, das jetzt zum beginnenden Herbst auch immer ein wenig in Moll blüht, wirkt tatsächlich wie das botanische \C4quivalent zum Programm „Hommage an die verlorenen Sprachen“ der drei Künstler aus dem Alpenland.

Was machen die.hammerling für Musik? Gute Frage. Und weil das eine gute Frage ist, macht es so eine Freude hinzuhören. Man tut dies mal mit der Lust des Abenteurers an den Rätseln musikalischen Neulands oder aber mit der selbstvergessenen Attitüde des Schwelgenden, wenn die Reise in vertrautere harmonische Gewässer führt. Stets aber bleibt man auf der Hut. Und das ist großartig. Das, was Michaela Dietl (Akkordeon, Gesang, Melodica), Fritz Moßhammer (Alphorn, Maultrommel, Fujara, Flügelhorn, Taschentrompete, Muschel, Stimme) und Erwin Rehling (Schlagzeug, Marimba, Steinspiel, Schellenbaum, Kuhglocken) da mit ihren Instrumenten und Stimmen hinzaubern, ist ein weltgewandtes, unsichtbar aber doch spürbar auf alpenländischen Volksmusik errichtetes Wunderwerk. Skurriles Wispern, Hauchen und Raunen gesellt sich zu epischen Melodielinien, exotische Klangfarben strahlen neben melancholischen Nebelschleiern, laszive Tango-Arrangements neben märchenhaft-pittoreskem Liedgut. Dennoch, all dies wirkt wie aus einem Guss, ist keine Effekthascherei, sondern steht intelligent konstruiert felsenfest da.

Thematisch bietet die Band eine ähnliche Spannbreite wie musikalisch. Es geht um liebestolle Kühe (Flört), freejazzliebende Ticketverkäuferinnen (Für Lisa), das Leben an sich (Ums Eck, Verdraht). Wir hören eine betörende Hommage an Jazz-Ikone Billie Holiday (Blue Bird) oder die bittersüße Parabel Stimme des Mondes.

Durch diese Vielfalt und emotionale Treffsicherheit fanden die Kompositionen folgerichtig auch den Weg in die Theater- und Filmmusik. 2010 schrieben die.hammerling den Score zu dem Dokumentarfilm „\DCber den Berg“,
der eine therapeutisch begleitete Alpenüberquerung drogenabhängiger junger Leute schildert und bei der Weltpremiere beim Internationalen Bergfilmfestival Tegernsee den Publikumspreis gewann.

Das Donnergrollen des nahenden Gewitters verunsicherte an diesem Konzert-nachmittag indes niemanden, denn musikalisch schöner als mit dem mythisch-melancholischen Jahbonar hätten die Musiker den wohl endgültigen Abschied vom Sommer nicht begleiten können.

die.hammerling im Marstall

ALLES KLINGT

die.hammerling im Marstall (Ahrensburg)

Wenn ein Abend seit langer Zeit wieder einmal das Prädikat „Besonders wertvoll“ und eine Musik das Attribut „bezaubernd“ verdient hat, dann dieser/diese: das Trio die.hammerling (sprich: Michaela Dietl, Akkordeon und Stimme, Fritz Moßhammer, Alphorn, Trompete, Maultrommel und anderes und Erwin Rehling, Perkussion auf ganzer Breite) verwandelte den Ahrensburger Marstall am 3. September in eine magische Zwischenwelt. Wer die Augen schloss – was allerdings keiner tat, da man sonst die wunderbaren Menschen nicht bei der Arbeit hätte beobachten können – war im Nullkommanichts in einer Bergregion süddeutscher Provenienz. Und sofort anschließend im Hexenkessel des Free Jazz, den man auch in New York oder London nicht feiner hören kann. Und gleich darauf im Nachtclub, dann in serbischer Einsamkeit, mitten in einem Kosturica-Film mit Musik von Bregovic, wieder zurück auf der Alm, am Totenbett der Billie Holiday – ach, einfach (beinahe) überall.

die.hammerling spielt nicht einfach Musik, das Ensemble streichelt und quält seine Instrumente, als gelte es, ums \DCberleben zu kämpfen. Und moderiert zwischendurch frisch von der Leber weg, das einem Hören und Sehen aufgeht. Titel? Bitte sehr: der Abend (denn von einem Konzert kann keine Rede sein, es war vielmehr ein Gesamtkunstwerk) heißt „Hommage an die verlorenen Sprachen“, ist unter diesem Namen auch auf CD erhältlich und vereint zärtlichste gestopfte Trompete mit traurig-süßem Gesang, manisches Steinspiel, virtuos-ironisches Glockenläuten und Alphornwiehern, Hauchen, Wispern, Zirpen und Gröhlen. Halt alles, was den Menschen so ausmacht.

Die etwa 50 Besucher an diesem weichen Sommerabend wurden Teil einer Klanginszenierung und eines Rauschs. Die teilweise erfundenen Sprachen (die wir wie alte Bekannte zu kennen glaubten), die miteinander verwobenen Töne und Geräusche ergriffen unmittelbar die Seele. die.hammerling erfüllten den Satz Beethovens „von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen“. Wer sie nicht erlebte, ist selbst schuld. Und soll, so die einhellige Meinung von Veranstalter und Besuchern, im nächsten Jahr dann Gelegenheit haben, dabei zu sein, wenn alles klingt. Danke!

Die Interpreten

Improvisationen zu traditioneller alpenländischer Volksmusik
Von 1983 bis 2000 veränderten sie die Musikszene Bayerns und Österreichs

Heimat-Avantgarde
Wenn der Begriff Heimat-Avantgarde Sinn macht, dann hier: Die Interpreten sind oft abstrus, öfters anarchistisch, gelegentlich atonal, bauernschlau, hinterfotzig, jazzig, romantisch, lustig – der perfekte Soundtrack zu den unverzichtbaren Geistesverrenkungen von Karl Valentin und Herbert Achternbusch, und mindestens so an- und aufregend.

Musikalische Metamorphosen
Es sind die ständigen musikalischen Metamorphosen, die den Reiz der Interpreten ausmachen. Bei den Interpreten improvisiert Charlie Parker auf dem Alphorn, wird der Missisippi zu einem reißenden Gebirgsbach, spielt Dizzy Gillespie bei einer Floßfahrt auf und der Kiem Pauli beim Jazz-Fest in Montreux.
Süddeutsche Zeitung

Sie lehnen sich solange an die Volksmusik an, bis die nachgibt

Schaurig schön
Schaurig schön ist die Jazz-Volksmusik-Mixtur mit der Die Interpreten Heimatgefühlen auf die Sprünge helfen. Eigenkompositionen und frech arrangierte Volksweisen in ungewöhnlicher Besetzung: Saxophone und Klarinette, Schlagzeug und Akkordeon. Die kleinen Kunststücke haben Witz und Charme.
Sie sind die Kopfarbeiter der neuen Volksmusik, spielen mit Köpfchen, aber ohne Rücksicht auf Verluste.
Münchner Abendzeitung

Gesamtkunstwerk
Die Live-Auftritte der Interpreten haben sich im Laufe der Zeit zu einem Gesamtkunstwerk entwickelt. Was Andreas Koll in seinen skurrilen Überleitungstexten daherbringt, ist bayerisch-hintersinnige Poesie pur.
Was die Biermösl Blosn mit entsprechenden Texten und Attwenger in der Verbindung mit Punk und Hiphop auf meinen kleinen Hausaltar legten, die Interpreten tun es zusammen mit Jazz, welcher dadurch endlich wieder an Farbe gewinnt. Daß ich das noch erleben darf.
Hans Mentz / Titanic

Die Interpreten

Thomas Binegger Tenorsaxophon, Klarinette, Baßklarinette
Andreas Koll Baritonsaxophon, Akkordeon
Erwin Rehling Schlagzeug, Percussion, Kuh-Glocken

Lichtung